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Den Herbst erleben wir in der Natur entweder nass und grau oder so wie gerade – wunderschön und spätsommerlich. Doch wie verhält es sich mit unserer zweiten Lebenshälfte, wenn z. B. der Partner überraschend stirbt? Wird es nun einsam und trist oder bleibt mein Leben trotz des Verlustes bunt und aktiv? Wie halte ich mich z. B. fit im Kopf und wie gestalte ich mein Leben neu?
Als ihr Mann überraschend starb, veränderte sich das Leben von Renate Otto von einem Tag auf den anderen. Allein zu bleiben kam für die energische Touristikexpertin nicht in Frage. Für sie stand fest – es soll einen neuen Partner in ihrem Leben geben. Über eine Online-Datingplattform hat die 62-Jährige begonnen einen neuen Partner zu suchen. Im Telefoninterview erzählt sie offen von ihren Erfahrungen und welche interessanten Begegnungen sie auf ihrem Weg zum neuen Mr. Right gemacht hat.
Frau Otto, wie sind Sie darauf gekommen, sich im Internet auf die Partnersuche zu begeben?

Als ich meinen Mann verloren habe, kam nach dem Hausverkauf und Umzug in ein kleineres Reihenhaus der große Zusammenbruch. Ich hatte das Gefühl, wenn ich nicht irgendetwas unternehme, verfalle ich in Depressionen, obwohl ich kein Mensch dafür bin. Es ist toll, eine Freundin zu haben, aber das ist natürlich nicht dasselbe wie mit einem Partner zusammen zu sein. Es fehlen die körperliche Nähe und die partnerschaftliche Liebe. Und dann habe ich mich daran erinnert, dass mein Sohn für seine Partnersuche eine Online-Datingplattform genutzt hat. Ich bin von Natur aus ein mutiger Mensch und dachte: „Was habe ich schon zu verlieren?“
Mit welchen Datingplattformen haben Sie gesucht?
Zuerst habe ich mich bei Datingcafe angemeldet. Aber es gab im direkten Umkreis meines Wohnorts nur elf Männer, die ich alle angeschrieben habe. Es war frustrierend, weil ich zwei Absagen bekommen und die anderen sich nicht gemeldet haben. Dann habe ich meinen Radius vergrößert, aber die Auswahl wurde auch nicht besser. Also habe ich mich bei Lovescout angemeldet, die damals noch Friendscout hieß. Selbst wenn ich morgens um sechs Uhr reingeguckt habe, waren schon 11.000 Männer deutschlandweit online. In Spitzenzeiten waren es sogar 45.000 Männer. Deshalb kann ich Lovescout empfehlen, weil man da die größte Auswahl hat. Schließlich bezahlt man ja auch Geld dafür, knapp 20 Euro im Monat.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Männer ausgesucht?

Ich bin sehr wählerisch. Nicht, was das Bild betrifft, aber welche Angaben der Mann von sich macht, wie er sich selbst beschreibt und wie er sich die Frau vorstellt, die er sucht. Zum Beispiel ob sie schlank, normal, ein paar Kilos zu viel sein soll oder ob es ihm egal ist. Ich wiege ein paar Kilo zu viel, also fielen schon mal die Männer raus, die nur schlanke und normale Frauen suchten. Ich suchte einen flotten Mann, der mitten im Leben steht. Wichtig ist, sich nichts vorzumachen und genau zu wissen, was einem guttut und was passen könnte, dann gibt es auch keine Enttäuschung.
Eine Hemmschwelle ist ja auch: Was schreibe ich beim Erstkontakt?
Als erstes habe ich geschrieben, dass ich an der Nordsee in der Nähe von Büsum wohne, wie alt ich bin und dass ich im Sommer mehr arbeite als im Winter. Das war mein Standardsatz, damit die Männer gleich wussten, dass ich berufstätig bin. Mit Anfang 60 sind viele Männer schon in Rente und dann konnten sie selbst entscheiden, ob sie eine Frau möchten, die noch arbeitet. Ich habe geguckt, was er in seinem Profil geschrieben hat und habe darauf Bezug genommen.
An welches Date erinnern Sie sich ungern?
Ich wollte mich mit einem Mann in einem Café in Büsum treffen. An diesem Tag war es sehr kalt, grau und regnerisch. Ich war ein paar Minuten früher da und habe mich gegenüber vom Café untergestellt, um auf ihn zu warten. Und wer nicht kam, war dieser Mensch. Als ich mich umblickte, fiel mein Blick in das Café, sah ihn dort am Fenster sitzen und dachte: „Das kann doch wohl nicht wahr sein“. Ich bin dann reingegangen und habe ihn angesprochen und gesagt, dass ich seit einer Viertelstunde draußen stehe. Und dann sagte er doch: „Das habe ich gesehen. Ich sitze hier und beobachte dich die ganze Zeit. Und ich wollte mal gucken, wie lange das dauert.“ Das fand ich ein starkes Stück.

Ich habe dann trotzdem noch einen Kaffee mit ihm getrunken und er war der einzige bei dem ich meinen Kaffee selbst bezahlt habe. Auch wenn ich selbst bezahlen wollte, haben alle anderen Männer immer gesagt: „Nein, das geht auf meine Rechnung“. Dieser Mann war die Krönung meiner insgesamt 20 Dates. Um mich sicher zu fühlen, habe ich mich immer nur an öffentlichen Plätzen mit den Männern getroffen und immer nur tagsüber, wenn es hell war. Zuhause habe ich einen Zettel hinterlassen, dass ich ein Date habe mit Datum, Uhrzeit, Treffpunkt, Profilname und Vorname des Mannes und von welcher Datingplattform.
Insgesamt überwiegen aber die positiven Erfahrungen?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe tolle Menschen getroffen und interessante Gespräche geführt. Ein Mann war Ladungsmeister auf der Transall, der in fast jedem Land auf der Welt gewesen ist. Auf seinem Profilbild trägt er einen grünen Overall und sitzt auf der Tragfläche der riesigen Transportmaschine. Das Bild habe ich immer noch auf meinem Smartphone. Er lebte seit 1999 getrennt von seiner Frau, aber mit ihr in einem Haus und das kam für mich nicht in Frage.
Wann haben Sie Ihren jetzigen Partner kennengelernt?

Das war im Juni an meinem Geburtstag. Wir haben uns über Lovescout geschrieben, noch am selben Tag getroffen und seitdem sind wir zusammen. Er ist mein größtes Geburtstagsgeschenk. Er ist 67, seit sieben Jahren Rentner und seit drei Jahren Witwer. Ich bin eine hibbelige, innerlich nervöse Person und er gibt mir die Ruhe, die ich brauche. Das ist einfach toll. Wir haben viele gemeinsame Interessen, gehen Tango tanzen und unternehmen zusammen Ausflüge. Ende August waren wir bei den Romantiknächten im Hagenbeck-Tierpark in Hamburg und am ersten September Wochenende beim NOK Romantica am Nord-Ostsee-Kanal. Eine tolle Veranstaltung, bei der von Brunsbüttel bis Kiel abends um neun Fackeln angemacht werden.
Haben Sie weitere gemeinsame Pläne?
Wir fahren Anfang November nach Dänemark, weil ich ein absoluter Dänemark-Fan bin. Das muss einmal im Jahr sein sonst habe ich Entzugserscheinungen. Den Winter über wollen wir immer wieder für ein verlängertes Wochenende gemeinsam wegfahren. Mein Partner sagt, er möchte jetzt sein Leben leben und den Moment genießen. Da schwimmen wir auf einer Wellenlänge. Das Leben kann sich so schnell von einem Moment auf den anderen ändern.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Sie!
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